Ich habe seit Wochen das erste Mal nichts mehr zu tun. Gehe Frühstücken, dann packe mein Rucksack schon für die Heimreise. Stopfe meine gebrauchte und stinkige Wandersocken in meine Wanderschuhe. Versuche meine Compostela in mein Thermos (als Schutz) zu stopfen - geht aber leider nicht. Als ich mit dem packen fertig bin, gebe mein Rucksack in der luggage deposit ab, und gehe wieder ins Museum - ich habe ja noch mein Gutschein für den audioguide, und möchte endlich auch in die Kathedrale gehen.
Obwohl es einen Eingang von der Museum in die Kathedrale gibt, darf ich heute nicht mehr über das Museum gehen: ich muss raus, und über einer der Haupteingänge hineingehen. Dabei treffe ich noch die zwei Italiener, die ich vor 2 Tagen in Arzua getroffen habe, und die den Camino mit Wahnsinnsgeschwindigkeit absolviert hatten - währen ich in 2 Tagen von Arzua bis Santiago gekommen bin, sind die bis nach Finisterre gegangen. Aber auch an denen war es anzusehen, dass sie einfach sehr froh waren, hier zu sein, und den Camino abgeschlossen zu haben.
Nachdem wir uns verabschiedet haben, gehe ich in die Kathedrale. Und sie ist groß. Unglaublich groß. Und jetzt stört es mich auch nicht mehr, dass überall Baugerüst steht, und einige Teile der Kathedrale wegen der Bauarbeiten nicht zu besichtigen sind.
Ich folge die Besichtigungsroute der audioguide, versuche den letzten Punk noch ein bisschen auszuzögern - und nach ca 10 Minuten ist es so weit, dass ich zur Statue der Hl. Jakobus gehen soll. Ein Camino gilt als abgeschlossen, sobald jemand die Statue hinter dem Altar umarmt hat. Also ich stelle mich an, und auf einmal stehe ich oben, habe den Blick über die Schultern der Jakobus auf die Leute rundherum in der Kathedrale, und umarme ihn. Ja, ich bin angekommen. Ja, mein Camino ist zu Ende.
(Hinter dem Altar die Statue der Hl Jakobus)
Nach ungefähr einer Stunde ist mein audioguide fertig, und ich suche mir noch einen Platz - die tägliche Pilgermesse startet, und noch dazu ist es 12 Uhr am Sonntag, die Hauptmesse, also die Kathedrale wird sehr schnell komplett voll. Noch vor der Messe übt eine Nonne die Lieder der Messe mit den Leuten - auf eine sehr nette und freundliche weise, als ob wir uns alle schon lange kennen würden. Auf einmal kommt ein Security, schiebt die Leute zur Seite, und dahinter sehe ich schon die Priester kommen. Und ein Stab, der aussieht, wie ein Bischofsstab. Und tatsächlich: die Messe wird vom Bischof zelebriert. Und als allererstes begrüßt er die angekommenen Pilger, und bedankt sich bei uns allen, dass wir den Camino gemacht, und nach Santiago gekommen sind.
Die Messe wird auf Spanisch gelesen, aber gesungen wird auf Latein - da ich den Gloria von Vivaldi mir unterwegs ein paar mal angehört, und oft gesungen habe, habe ich mit dem Text der Lieder wenig Probleme. Ich hätte nicht gedacht, dass das auffrischen dieser Vivaldi-Messe mir nicht nur beim Einschlafen, sondern auch hier in der Kathedrale helfen wird.
Während der ganzen Messe gehen ununterbrochen Leute hinter dem Altar durch um die Jakobsstatue zu umarmen. Es sind wirklich hunderte von Menschen.
Am Ende der Messe wird noch ein riesiger (ca 70kg) Weihrauchfass geschwungen - das Riesenbehälter fliegt quer über die Köpfe in den Seitenschiffen.
Und dann ist aus. Security kommt wieder, hilft den Priestern beim weggehen, und die Leute fangen an heimzugehen. Ich stehe noch ein bisschen da, weiss nicht ganz recht, was ich jetzt machen soll. Auf einmal kommt eine caministin vorbei, scheut mich an, und fragt, ob ich eine Umarmung annehme. Ich tue es unglaublich gerne. Die ist eine besondere Umarmung, gilt stellvertretend für alle, die ich unterwegs getroffen habe, die ich jetzt gerne bei mir hätte, die ich jetzt gerne umarmt hätte, und die ich nicht mehr werde umarmen können. Natürlich weine ich, einmal wirklich uneingeschränkt, ohne Scham, frei. Dann lässt sie los, sagt noch buen camino, und ist weg - wieder ein Camino-Wunder.
Ich habe jetzt wirklich nichts mehr zu tun, ausser ein letztes Mal noch essen gehen, dann meinen Rucksack zu holen, und zum Schluss habe ich sogar ein bisschen laufen müssen, um meinen Zug Richtung Porto zu erreichen.
Morgen um diese Zeit bin ich schon zu Hause.
Danke Euch allen, dass Ihr mit mir gekommen seid!
1 megjegyzés:
Oh, nagyon szép és megható nap volt!
És nagyon jól nézel ki a képen!
Igazán ügyes vagy! Nagyszerűen helytálltál (ebben is)!
Örülök, hogy megcsináltad!
Puszi: Anya
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